Schulentwicklung: Schule – ein lebendiges Wesen

29. September 2019

Ich benutze gerne Metaphern, um komplexe ZusammenhÀnge durch Bilder klarer zu bekommen.
Heute möchte ich Schule mit einem Baum vergleichen.

BĂ€ume spenden uns Ruhe und Sauerstoff.

Auch Schule sollte den Kindern und Jugendlichen und den PĂ€dagoginnen und PĂ€dagogen und den Familien insgesamt Ruhe zum wachsen, zur Entwicklung und die gute Luft zum Leben spenden.

BÀume sind der Inbegriff des Lebens und der VerÀnderung.

Je nach Jahreszeit sieht ein Baum komplett anders aus.

Er steht fest, immer an seinem Platz, er symbolisiert BestÀndigkeit und Standfestigkeit, Halt und Sicherheit und dennoch verÀndert er sich je nach Jahreszeit und je nachdem auf welche Umweltbedingungen er trifft. Die gleiche Baumart kann an verschiedenen Standorten ganz unterschiedlich gut gedeihen und damit auch sehr unterschiedlich aussehen.
Das hast du sicher schon einmal gesehen, der prĂ€chtige Baum mit unzĂ€hligen BlĂ€ttern stark und gerade gewachsen. Mit wenigen, aber großen und formschönen FrĂŒchten oder der Baum am Waldrand, vom Wind schief geweht. Mit wenigen BlĂ€ttern, dafĂŒr schief in sich, behauptet er sich neben seinen geraden Artgenossen, die ihm den Raum nehmen.
Ich finde BÀume schön, die auf ihre eigene Art und Weise gewachsen sind. Unser Weihnachtsbaum ist immer ein wenig schief und damit auch besonders. Das gefÀllt mir und finde ich eher bereichernd, als störend.

Schule als ein Booster-Wachstumsort

Was sind die guten Bedingungen fĂŒr Schule, die sie gut gedeihen und wachsen lassen. Mit festen Wurzeln im Boden, einem stabilen dicken Stamm, vielen Ästen, saftig grĂŒnen BlĂ€ttern, schönen schmackhaften FrĂŒchten und einer Krone, die einen herrlichen Abschluss eines wunderbaren Lebewesens bildet?

Eine Schule, die die Basis fĂŒr ein selbstbestimmtes Leben fĂŒr die nachwachsende Generation legt.

In Verantwortung fĂŒr den Einzelnen, fĂŒr die Gemeinschaft und fĂŒr die Umwelt?

Die Baummetapher

Wenn Schule ein Baum ist, dann sind die Wurzeln das Leitbild und die Werte.

Die Erde ist das pÀdagogische Konzept.

Der Stamm, der alles zusammenhĂ€lt ist das „Wir“- das Miteinander, die Gemeinschaft.

Die Äste, weit verzweigt, sind die Bindungen und Beziehungen aller miteinander. Diese Beziehungen zeigen sich im Klassenrat, SchĂŒlerrat, Schulrat, Leitungsteam, PĂ€dagogenteam, in allen Gremien der Zusammenarbeit und in der Kommunikation.

Die BlÀtter sind die pÀdagogische Umsetzung. Zum Beispiel das freie Lernen, die Altersmischung, die Projektarbeit, das Forschen und die Darbietungen und Referate.

Die FrĂŒchte sind die „Highlights“, die Dinge auf die wir alle stolz sind und wo wir merken: Ja, hier wĂ€chst etwas Gutes heran, hier findet Entwicklung statt.

Die Baumkrone schließlich ist die friedliche Gesellschaft, die sich bildet, wenn die Kinder und Jugendlichen stark und selbstbestimmt aufwachsen, im Einklang mit sich und ihren StĂ€rken.
Satt und genÀhrt. Und die Baumkrone bildet sich auch aus den Erwachsenen, die mit der Schule in Verbindung stehen.

So kann Schule ein richtiger Booster-Wachstumsort sein.

Nicht alle Schulen sind stattliche, gleichmĂ€ĂŸig gewachsene BĂ€ume

Man sieht Schulen, die als Baum nicht gleichmĂ€ĂŸig gewachsen sind, die einen dicken Stamm, aber verkĂŒmmerte Wurzeln haben, oder deren FrĂŒchte die Äste bis auf den Boden hĂ€ngen lassen und deren Stamm diese FrĂŒchte gar nicht tragen kann. Warum ist das so?

Auf die Nachhaltigkeit und das gute Fundament kommt es an.

Ja ein lebendiges Wesen braucht so einiges, um gut zu gedeihen und in der KomplexitÀt der Schule alles im Blick zu halten und die Organisationsentwicklung gut zu begleiten gelingt den wenigsten.

Woran zeigt sich konkret die unausbalancierte, planlose Entwicklung?

SpĂŒrbar ist es zum Beispiel am hohen Krankenstand der PĂ€dagogen, am ĂŒberdurchschnittlich hohen Personalwechsel. Immer wieder verlassen Familien aus Unzufriedenheit die Schule, auch mitten im Schuljahr. Die Schulleitung ist ĂŒberarbeitet, hat zu viel zu tun. Die PĂ€dagogen stöhnen ĂŒber Überforderung und die Schulentwicklung staut sich.
So brennen motivierte idealistische PĂ€dagogen aus. Das muss aber nicht sein! Und das soll auch nicht sein!

In vielen Schulen ist einiges gut entwickelt, die wenigstens sind in allen Entwicklungsbereichen richtig gut aufgestellt.

Die Investition von Zeit in die nachhaltige Entwicklung der Schule ist vielfach richtig eingesetzt.

Jede Zeiteinheit, die in die gute Fundierung der Schule investiert wird, lohnt sich auf lange Sicht vielfach. Wenn ein Teamtag dafĂŒr genutzt wird, ein Leitbild zu erarbeiten, sind die Wurzeln des Baumes sicher verankert. Wenn dieses Leitbild schriftlich fixiert wird, in der Schule aufgehĂ€ngt wird, jedem neuen Mitarbeiter und auch den neuen Eltern gegeben wird und immer wieder darĂŒber gesprochen wird, dann hat die Schule richtig gute Wurzeln, die auch bei Wind und Wetter, bei Konflikten und in Krisen sehr gut dasteht, weil sie vorbereitet ist.
Wenn die Werte klar sind und man sich auf einer gemeinsamen Grundlage bewegt, wÀchst das gegenseitige VerstÀndnis und bei Neueinstellungen können gezielt Erwartungen formuliert werden.

Das macht im Alltag einen riesigen Unterschied.

Wenn PĂ€dagogen und Leitung einen vollen Werkzeugkasten pĂ€dagogischen Wissens und pĂ€dagogischer Tools zur VerfĂŒgung haben, der gemeinsam immer wieder aktualisiert und erweitert wird, dann entsteht eine gemeinsame Ebene der Professionalisierung, Motivation und Leichtigkeit. Das Arbeiten wird klarer und ruhiger.
Wenn es einen Kommunikationsleitfaden gibt, der genau festlegt, wie, wer mit wem worĂŒber spricht, dann erreicht man Klarheit, Synergien und nimmt auch kommunikativ schwĂ€chere PĂ€dagogen (ja, die gibt es :)) an die Hand und schĂŒtzt sie vor Überforderung.
Wenn die Struktur der Teamsitzungen, der Vor- und Nachbereitung gut geregelt ist, dann werden Besprechungen zu Motivationskicks.
Wenn die Aufgaben und Verantwortungen klar geregelt sind, bliebt genug Kraft ĂŒbrig, um aktuelle Themen zu erledigen, um auf ĂŒberraschendes entsprechend zu reagieren.

Selbstbewusst und klar wird der Stamm, das „Wir“ gestaltet und gelebt.

Neue Menschen sind leicht einzufĂŒgen und zahlreiche bunte BlĂ€tter wachsen am Baum. Denn diese brauchen die Grundlage des gemeinsamen VerstĂ€ndnisses, damit eine gute Entscheidungsgrundlage da ist, welche BlĂ€tter immer da sind und welche zusĂ€tzlich dazukommen dĂŒrfen.

BĂ€ume machen komplizierte Dinge. Sie wandeln Kohlendioxid in Sauerstoff um und dafĂŒr brauchen wir sie dringend. Sie sind also wichtig fĂŒr uns.
Auch Schule ist sehr wichtig fĂŒr uns. Nach der Familie, die die Keimzelle der Gesellschaft ist und die wichtige Grundlage fĂŒr das Lernen legt, schafft sie im Anschluss an den Kindergarten fĂŒr viele Jahre ein Umfeld fĂŒr das Kind und dann fĂŒr den Jugendlichen, indem wachsen, sich verĂ€ndern, dazulernen und sich als Persönlichkeit zeigen eine runde ErgĂ€nzung findet durch die Gemeinschaft.

Die Kinder und Jugendlichen fĂŒhlen sich als Teil einer Gemeinschaft, die sich wahrnimmt, die sich gegenseitig unterstĂŒtzt und die ein Geben und Nehmen ist.

Auch die PĂ€dagogen sind Teil dieser Gemeinschaft. Man fĂŒhlt sich miteinander wohl. Jeder ist wie er ist, wird in seiner IndividualitĂ€t akzeptiert und die Gemeinschaft gibt Halt, Heimat, den Ort eben, wo man hingehört.

Und die Eltern gehören natĂŒrlich ebenfalls dazu, zu diesem Wachstumsort, denn Elternschaft bedeutet Persönlichkeits-Wachstum und Familie findet in der Schule ErgĂ€nzung, UnterstĂŒtzung und Gemeinschaft.

Beziehungsorientiert und in gegenseitiger WertschÀtzung.

Dabei sollte Schule immer wieder ĂŒberlegen, wie der Boden zusammengesetzt werden sollte, damit jeder einzelne Mensch an der Schule sich authentisch in seiner Einzigartigkeit zeigen kann.

Schule sollte ein Booster-Wachstumsort sein.

FĂŒr die Kinder und Jugendlichen und genauso fĂŒr die PĂ€dagogen und Eltern.
Und so einen Ort ist zu gestalten, kann so richtig Spaß machen.
Bindungsorientierte PĂ€dagogik, freies Lernen, klare Mitbestimmungs- und GestaltungsrĂ€ume fĂŒr ALLE und eine altersentsprechende, inklusive, jahrgangsgemischte PĂ€dagogik mit kompetenzorientierten, individualisierten Feedbackformaten.
Das könnte ein passender Rahmen sein.
Damit Schule die Basis legen kann fĂŒr ein selbstbestimmtes Leben.

Ist das nicht eine richtig tolle Vision, in die es sich lohnt zu investieren?
Ich finde ja.

Sandra Schumacher
Wunder. Fliegen. Weiter.

Sandra Schumacher

Sandra Schumacher ist die GrĂŒnderin des Instituts Wunder. Fliegen. Weiter. und blickt selbst auf 10 Jahre Schulleitung an einer freien Montessori-Schule zurĂŒck.

In ihren Blogartikeln schenkt sie dir spannende Einblicke in alltĂ€gliche Fragen von Schulleiter:innen und FĂŒhrungspersonen an Schulen - und hilft dir, deine eigene FĂŒhrung jeden Tag zu verbessern!

Erfahre mehr ĂŒber uns!

Psst, es gibt eine Ausbildung zur Schulleitung

Die praxisnahe Fachausbildung zu den “7 RĂ€umen der FĂŒhrung”

Die Online-Fachausbildung zu den “7 RĂ€umen der FĂŒhrung” ist das HerzstĂŒck des Instituts. Zwei Mal im Jahr begleiten wir eine ausgewĂ€hlte Gruppe von bis zu 25 Personen dabei, in ihre souverĂ€ne FĂŒhrungsrolle (noch mehr) hineinzuwachsen. Dabei kreieren wir eine ausgeglichene Mischung von Gemeinschaft und Austausch mit wertvollem und praktischem Input.

Nach den 3 Monaten wirst du nicht nur Kontakte fĂŒr das Leben geknĂŒpft haben, sondern mit einem ganz neuen GefĂŒhl von Gelassenheit deinen Alltag mit all seinen Herausforderungen meistern.

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